Sonntag, 14. Oktober 2012


Tourblog 3: Wolfsburg & Köln

Wolfsburg
Et jibt so Städte, da weiß man bei aller Liebe zum Musizieren nischt, wie dat funktionieren soll. Wolfsburg ist so eine Stadt. Das ist natürlich eine miese Art von Voreingenommenheit, von der man am besten niemandem erzählen sollte. Scheiße.
Mit derart gemischten Gefühlen erreichten wir das Jugendzentrum Ost im Herzen der VW-Stadt, die damit tatsächlich aufs Wesentliche reduziert sei. Unerwartet positiv fielen daher direkt zwei Dinge auf: Zum einen das wunderbar heimelige Jugendzentrum-Feeling, welches Reminiszenzen an längst vergangene Zeiten im eigenen Heimatdorf weckte. Zum anderen die absolut amtliche Soundanlage plus engagiertem Hausmischer, der sich sichtlich und hörbar Mühe gab. Dass man sich zunächst mit 25 und später mit 15 Zuschauern begnügen musste, trug nur zu einer wohligen Scheißegal-Stimmung bei, die darin gipfelte, dass man ungeahnte Freiheiten auf der Bühne entdeckte: Ben gniedelte was das Zeug hielt, Manuel holzte auch ganz gut rein. Wir anderen rasteten allgemein etwas mehr aus als üblich. Zu unserem Collaboration-Kracher Brother Blood schwebten, wie nunmehr üblich, unsere beiden Lingby-Grazien auf die Bühne. Das Novum: beide modelten wie selbstverständlich mit unseren kruden Jutesäcken, als wären es heftig teure Armani-Fummel. Carmen trieb es gar auf die Spitze und konvertierte den bedruckten Putzlappen kurzerhand zum Instrumenten-Case für ihr Flügelhorn. Ein Anblick zum Verlieben.
Vor der Show fragte uns Mitveranstalter Felix beiläufig, ob wir ein bisschen Bühnennebel vertragen könnten. Gesagt, getan, gerockt! Derbe Show für *räusper* erlesene Gäste.
Zum Schluss geht ein riesiges Dankeschön an David Weisz, der uns trotz Publikumsschwund einen zauberhaften Abend bescherte. Das lag nicht zuletzt am Aufwand und der Liebe, die er in unsere Unterbringung und Verpflegung steckte. Schlafen und essen, essen und schlafen, dafür scheinen wir geboren zu sein.

Köln
Heimspiel für unsere Schätzeleins von Lingby und besondere Ehre für uns. Was im Nachhinein bei Heimspielen auffällt, ist einerseits die gesteigerte Nervosität der heimspielenden Band (im Fachjargon: Fickrigkeit) und andererseits die Ausgelassenheit der Gast-Band. Das Kölner Subway empfing uns warm mit Häppchen und Getränken, bereitgestellt von lieben Leuten (ich warte noch auf den Tag, an dem wir auf der Tour mal auf richtig ätzende Arschgeigen treffen, aber die Chancen dafür stehen miserabel, schließlich neigt sich der ganze Bums bereits rapide seinem Ende!). Zu loben ist auch, einmal mehr, der absolut fitte Soundmann Florian, der mit klaren Ansagen und der nötigen Portion Magic unser Geschrubbe zu Musik machte. Vor uns und Lingby, die selbstredend den Headliner für den Abend machten, spielten diesmal noch die wilden What Happened to Roy G Biv, die den Laden mit ihrem Posthardcore anzündeten und, zumindest mir, gehörigen Respekt einflößten. Gut gemacht, Jungs!  Dann wir: Solide und gut gelaunt wie man den Reaktionen des Kölner Publikums entnehmen konnte spielten wir unser Brett und machten uns und die anderen froh. Wieder ein Hit: Judith und Carmen bei Brother Blood. Verliebt sind wir ja eh, aber eine derartige Tiefe bekommt der ohnehin emotionsüberladene Song nur durch eure Unterstützung. Merci beaucoup!
Und Lingby: geil abgeliefert. Heimsieg. Was soll man sagen…dieses gewisse etwas, das man offenbar nur zuhause rauslassen kann, es war da und machte alles noch schöner. Auch geil: Visual Artist Rik war mit von der Partie. Und der Mann kann! Eigens aus den Niederlanden angereist, erzeugte er mit ziemlich unorthodoxen Methoden beinahe ein eigenes visuelles Konzert neben der Bühne. Was der Mensch da mit einem Laptop, einer Kamera und diversem Alltags-Gelöt macht, habe ich so noch nicht gesehen. Toll!
Am nächsten Morgen ein opulentes Frühstück bei Judith mit eimerweise Rührei und Pfannkuchen. Fröhlich, fett und faul (Alitterationen sind jawohl echt das LETZTE!!) brachen wir nach Bremen auf. Heimspiel die zweite.

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